pro multis - Linkrutsche

Es rauscht mal wieder gewaltig im medialen Blätterwald. Der hl. Vater hat sich in die schon länger laufenden Bemühungen um eine korrekte Übersetzung der Einsetzungsworte, konkret des Kelchwortes eingeschaltet. Da soll noch mal einer sagen, Rom wäre weit weg und der Papst würde sich nicht um die Sorgen der deutschsprachigen Katholiken kümmern.
"In diesem Zusammenhang ist vom Heiligen Stuhl entschieden worden, dass bei der neuen Übersetzung des Missale das Wort „pro multis“ als solches übersetzt und nicht zugleich schon ausgelegt werden müsse. An die Stelle der interpretativen Auslegung „für alle“ muss die einfache Übertragung „für viele“ treten. Ich darf dabei darauf hinweisen, dass sowohl bei Matthäus wie bei Markus kein Artikel steht, also nicht „für die vielen“, sondern „für viele“. Wenn diese Entscheidung von der grundsätzlichen Zuordnung von Übersetzung und Auslegung her, wie ich hoffe, durchaus verständlich ist, so bin ich mir doch bewusst, dass sie eine ungeheure Herausforderung an alle bedeutet, denen die Auslegung des Gotteswortes in der Kirche aufgetragen ist. Denn für den normalen Besucher des Gottesdienstes erscheint dies fast unvermeidlich als Bruch mitten im Zentrum des Heiligen. Sie werden fragen: Ist nun Christus nicht für alle gestorben? Hat die Kirche ihre Lehre verändert? Kann und darf sie das? Ist hier eine Reaktion am Werk, die das Erbe des Konzils zerstören will? Wir wissen alle durch die Erfahrung der letzten 50 Jahre, wie tief die Veränderung liturgischer Formen und Texte die Menschen in die Seele trifft; wie sehr muss da eine Veränderung des Textes an einem so zentralen Punkt die Menschen beunruhigen. Weil es so ist, wurde damals, als gemäß der Differenz zwischen Übersetzung und Auslegung für die Übersetzung „viele“ entschieden wurde, zugleich festgelegt, dass dieser Übersetzung in den einzelnen Sprachräumen eine gründliche Katechese vorangehen müsse, in der die Bischöfe ihren Priestern wie durch sie ihren Gläubigen konkret verständlich machen müssten, worum es geht. Das Vorausgehen der Katechese ist die Grundbedingung für das Inkrafttreten der Neuübersetzung. Soviel ich weiß, ist eine solche Katechese bisher im deutschen Sprachraum nicht erfolgt. Die Absicht meines Briefes ist es, Euch alle, liebe Mitbrüder, dringendst darum zu bitten, eine solche Katechese jetzt zu erarbeiten, um sie dann mit den Priestern zu besprechen und zugleich den Gläubigen zugänglich zu machen." (Zu dem ganzen Brief des hl. Vaters im Wortlaut geht es hier.)

Jetzt steht es also fest: wie überall in der Weltkirche soll bald auch in den deutschsprachigen Gebieten das Kelchwort "pro multis" wort- und schriftgetreu mit "für viele" übersetzt werden. Da ich nicht gelehrt genug bin, mich dazu in welcher Form auch immer zu äußern und es mir, als gelernter Übersetzerin, ohnehin logisch erscheint, verweise ich auf die vielen Wortmeldungen aus der Blogoezese, die jeder für sich sehr interessant sind. Kleiner Vorschlag zur Güte: wenn man, wie bei internationalen Papstmessen bereits üblich, die Einsetzungsworte auch in forma ordinaria - Messen auf lateinisch sprechen würde, bräuchte man gar nicht übersetzen. ;-)


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